Keltische Färbekunst – Podcast Episode XI
Bettina und Markus Král sind Spezialisten für Kräuter und historisches Färben mit natürlichen Farben. Dazu verwenden sie hauptsächlich Farbstoffe aus Pflanzen, die sie selber anbauen oder zumindest ernten.
Mit ihrem Wissen sind sie auf Mittelaltermärkten und in Museen zu Gast.
Das Thema des Podcasts Erlebnis Irland ist natürlich Irland aber auch alles, was mit Irland zusammenhängt.
Unsere erste Recherchereise nach Irland stand unter dem Thema „Kelten – eine Nation“ und wir haben die Gemeinsamkeiten der keltischen Kultur in Europa untersucht. Als „keltisch“ bezeichnet man eine Kultur, die sich von der Türkei bis nach Spanien und von Italien bis England und Irland ausgebreitet hatte. Da es in Irland keine römische Eroberung gab und die Antike quasi nicht statt gefunden hatte, war es für uns spannend zu sehen, wie sich das auf die Entwicklung ausgewirkt hatte.
Entsprechend sind für unseren Podcast auch Themen interessant, die im Zusammenhang mit der keltischen Kultur stehen.
Im Schloss von Hohen Tübingen, am internationalen Museumstag, treffen wir Bettina und Markus Král im blauen Gewand und fragen sie nach verschiedenen Färbestoffen und Arten. Die Experten für mittelalterliche Kräuter haben sich autodidaktisch in 15 Jahren Praxis zu Färbeexperten ausgebildet. Ohne Extremchemie, mit Salz werden die Stoffe vorbehandelt und dann zum Beispiel mit Reseda, Färberwau, Holunder, Birkenblättern oder Krapp gefärbt. Das Paar bietet auch Färberkurse an, sowohl für Museen als auch im privaten Rahmen. So wurde in der Villa Rustika in Hechingen-Stein von dem Ehepaar ein Färbergarten angelegt.
Wie werden die Stoffe bunt?
Eiweißhaltige Stoffe, wie Seide und Wolle, nehmen die Farben besser auf, als andere Naturfasern. Schon in der Bronzezeit wurde gelb mit Birkenblättern erreicht oder eine Art neongelb mit Reseda. Krapp gibt rot. Färberweit und Heidelbeer geben blau. Aus Holunder können verschiedene Farben gewonnen werden. Cochenill, ein pink, wurde aus Läusen, die auf Kakteen leben, gewonnen. Schwarze Malve macht eine Art meerblau wenn sie in Kaltfärbung genutzt wird, d.h. Malve wird erst eingeweicht und der zu färbende Stoff kommt erst später hinzu.
Bei der Heissfärbung braucht man einen Kupferkessel mit dem man die Farbe dann einkocht. Mit Holunder kann man ebenfalls Färben. Schwarz ist sehr schwer zu Färben. Wahrscheinlich waren die schwarzen Kutten der Mönche eher dunkelbraun. Man könnte aus indigo/ färberweit und braun eine schwarzähnliche Farbe gewinnen.
Die gefärbten Stoffe können auch in die Waschmaschine.
Der Stand
Am Stand gibt es neben selbstgefärbten Schals und auch selbst Gestricktes von Bettinas Mama. Eine Ecke fürs Spinnen, Spindeln und Wolle zeigt wie es mit den verarbeiteten Fasern weitergeht. Man nimmt die gekämmte Wolle und hakt sie in ein Gewicht ein. Das Gewicht zieht die Fasern nach unten während man dann die Fasern zu einer Schnur zwirbelt. Ursprünglich hatte das Paar nur Kräuter verkauft und hat sich dann überlegt, was man daraus noch machen kann. So kamen sie aufs Färben.
Markus klärt uns übers Färben auf
Die Farbe purpur
Personen der Oberschicht, römische Patrizier zum Beispiel und Würdenträger der Kirche trugen purpur. Ein Mittel mit dem man von braun bis pink alles färben kann. Für ein Gramm purpur, so erzählt Markus, brauchte man 6.000 – 8.000 Purpurschnecken. Die Schleimdrüsen werden zum Färben gebraucht. Damit sich die Schleimdrüsen zersetzen können (ähnlich wie ein blauer Fleck auf der Haut) werden diese drei Tage in Urin eingelegt. Dieser Vorgang ist sehr geruchsintensiv. Dann wird er für 7-12 Tage aufgehängt und riecht nicht sehr angenehm. Der Gestank haftete auf der Kleidung, daher wechselte man nicht nur aus Standesgründen gern die Straße, wenn ein rot-/blau-Träger entgegenkam. Reseda ergibt schon in der Steinzeit neongelb und resedagrün. Indigo und färberwaid haben den gleichen Farbstoff. Indigo wurde aus China, Indien und Indonesien importiert und daher würde der Farbstoff als königsblau bezeichnet. Dieser wurde aus den Wurzeln gewonnen und hat nur 90 Prozent Farbstoff. Beim Waid wird die Farbe aus den Blättern gewonnen.
Blau machen
Waid wurde vor der Färbung geerntet, zermahlen und ein Jahr in Urin in Holzfässern eingelegt. Nach zwei Stunden köcheln wird der Stoff hinzugegeben. Zwei Stunden muss dann das ganze vor sich hinkochen, er wird zuerst gelb, dann in Kontakt mit Sauerstoff erst grün und dann blau. Der Prozess dauert 24 Stunden. Da man in der Werkstatt außer Aufräumen nichts mehr machen konnte, kommt davon der Begriff „blaumachen“ her. Meist wurde dies von Lehrlingen gemacht. Ammoniak im Urin entzieht dem Sud Sauerstoff, erst durch die Oxidation außerhalb des Kessels wird es dann blau. Heidelbeeren als Farbstoff war nicht farbecht und für römische Sklaven ein Merkmal. Der Farbstoff kostete ihre Herren nichts.
Gerben
Neben Urin/Ammoniak kommen auch andere Stoffe zum Gerben in Frage. Auch Alaun, eine Verbindung aus Aluminium und Kalium oder auch Sauerampfer in einem Kessel aus Eisen, kann allgemein zum Gerben benutzt werden. Markus Lieblingsfarbstoffe sind Krapp und Cochinille. Wärme und Kraft wird durch das rot ausgedrückt.
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