Machs Scharf – So machst du echt scharfe Fotos Episode VII

Scharf, Schärfer, am Schärfsten

Bei der Vorbereitung einer solchen Episode lerne ich oft viel dazu, weil ich Dinge aus dem täglichen Arbeitsprozess sonst nicht hinterfrage.
Kameras, Objektive oder Blitzanlagen. Wenn die Ausrüstung beim Shooting nicht das gewünschte Ergebnis liefert, bleibt meist nicht die Zeit dem Problem auf den Grund zu gehen. Es wird ein wenig herum probiert und wenn das nicht hilft, dann ändere ich einfach die Rahmenbedingungen.
 
Wenn ich bei einem Proträtshooting feststelle, dass etwas mit der Schärfenverteilung nicht stimmt, überlege ich mir allenfalls, ob ich das noch in Photoshop hin gebogen bekomme, und wenn nicht, dann mache ich das Setup anders.
 
 

Immer schön sauber bleiben

Vor allem anderen solltest du natürlich Sensor, Linse oder, falls du einen benutzt, den Filter sauber halten. Das gehört zu den Basics, muss ich an dieser Stelle aber trotzdem einmal erwähnen.
 
Im Eifer des Gefechts geschieht es nämlich schon mal schnell, dass Schmutz auf die Linse kommt.
 
 

Unscharfe Sucher

Das, was du durch einen optischen Sucher siehst, entspricht meist nicht genau dem, was du nachher auf der Karte hast.
Erstens muss der Sucher korrekt eingestellt sein und du musst wissen, dass das menschliche Auge ja selbst ein optisches System ist, das dann nochmals abblendet. Deshalb ist der der Live-View der Digitalkamera dahingehend exakter. Der Live-View wandelt darüber hinaus das von den Augen wahr genommene räumliche Bild in eine 2D Fassung um. Ein Umstand der den Umgang mit diesen Kameras für Anfänger einfacher macht.
 

Pixelgenaue Schärfe

Über die Frage: Was ist Schärfe? Haben wir uns schon in der letzten Episode unseres Podcasts Erlebnbis Photographie gesprochen.
Technisch gesehen bedeutet Schärfe: Ein Punkt auf dem Motiv, wird auch als Punkt auf dem Sensor abgebildet. In Wirklichkeit ist das aber nicht so. Der Lichtstrahl, der durch das Objektiv auf den Chip fällt, aktiviert noch weitere Pixel und bildet einen kreisförmigen Hof. DIesen Hof nennt man Zerstreuungskreis.
Je größer der Chip ist, desto größer dürfen die Zerstreuungskreise sein, bevor sie als Unschärfe in Erscheinung treten. Das heisst je größer der Chip, desto schärfer erscheint er.
 

Autofokus ist nicht gleich Autofokus

Wenn du den Auslöser deiner Kamera, leicht eindrückst, stellt stellt sie auf das anvisierte Objekt scharf.
Dieses System nennt sich Autofokus.
Es gibt ihn schon seit den 70igern Jahren. Also stammt er noch aus Zeiten der Analogfotogafie. Seither hat sich der Autofokus enorm weiterentwickelt. Die Objektive verfügen über Motoren, die blitzschnell scharf stellen. Für die meisten Fotosituationen reicht das vollkommen aus.
 
Dafür haben DSLR Kameras eine Vielzahl an Autofokusfelder, die horizontale und vertikale Linien des Motivs erkennen können. Der Autofokus steuert dann die Motoren des Objektivs so, dass das Bild auf dem Sensor scharf dargestellt wird.
 

Phasenerkennung versus Kontrasterkennung

Die Phasenerkennung funktioniert ähnlich wie der Schnittbildindikator der Analogkameras.
Im Sucher befindet sich bei bei ihnen zwei Halbkreise. Der Fotograf dreht am Schärfering des Objektivs, damit verändert er den Abstand der Linsen im Objektiv. Bringt er dabei gleichzeitig die beiden Halbkreise miteinander in Einklang, dann ist das Foto (wahrscheinlich) scharf.
 
Die Phasenerkennung aktueller DSLRs funktioniert nach einem ähnlichen Prinzip.
Das durch das Objektiv einfallende Bild wird durch das Autofokusmodul in zwei Halbbilder aufgeteilt, die dann elektronisch wieder in Übereinstimmung gebracht werden.
 

Kontrasterkennung

Mit den Spiegellosen Digitalkameras begann sich die Kontrasterkennung beim Autofokus durchzusetzen.
Bei diesem Verfahren wird der Kontrast der Bilddetails auf dem Sensor über die Pixel direkt ermittelt.
Das Kamerasystem geht dann davon aus, dass das Bild scharf ist, wenn der höchste Kontrast zwischen den Bildbestandteilen erreicht ist.
Um dies aber fest zu stellen, muss das Objektiv hin und her fahren. Das macht die Kontrasterkennung noch relativ langsam im Verhältnis zur Phasenerkennung.
Kontrastarme Motive, wie zum Beispiel monochrome Flächen können für diesen Autofokus problematisch sein.
 

Hybrid Autofokus Systeme

Canon, Nikon oder Sony – die wichtigen Kamerahersteller setzen deshalb bei ihren Kameramodellen auf die Kombination beider Techniken, um je nach Lichtsituation dem Fotograf Geschwindigkeit oder Brillianz bzw Perfektion bieten.
Canon setzt dies zum Beispiel in seinen Kameras vom Typ 5D Mark IV, 6D Mark II oder 70D mit dem Dual-Pixel-Autofokus um. Dabei haben die Pixel des Sensors zwei hälften. Das Bild wird in zwei Hälften aufgeteilt. Mit ihrer Hilfe wird auf Sensorebene eine Phasenerkennung durchgeführt – nicht wie sonst üblich in ein spezielles Modul. Ein Vorgang, der dieses Verfahren viel genauer macht, wie das Herkömmliche. Allerdings funktioniert dieses Verfahren nur im Live-View Modus der Kameras. Dann wenn der Spiegel vor dem Sensor weg geklappt ist und natürlich im neuen Flaggschiff der spiegellosen Canon EOS R.
 

So machst du scharf

Um die Sache noch etwas komplizierter zu machen, gibt es zu den unterschiedlichen Autofokusarten auch noch unterschiedliche Autofokus-Modi, die du wählen kannst, je nachdem, was für ein Motiv du letztendlich aufnehmen willst. In der Regel gibt es einen Modus für bewegte Motive und einen Modus für still stehende Motive. Viele Kameras haben drei davon. Zuzüglich eines dritten Modus der einen vom anderen unterscheidet und automatisch umschält. Bei Sony ist die Sache etwas anders gelagert.
 

Schärfepriorität

Der Standardmodus ist die sogenannte Schärfenpriorität. Sie ist für unbewegte Motive gedacht. Sie stellt einmal auf das Motiv scharf und löst aus, wenn sie die Einstellung als optimal betrachtet. Die Werte des Scharfstellens werden gespeichert und es wird erst neu fokussiert, nachdem ausgelöst oder der Auslöser neu betätigt wurde.
 
Bei Canon dieser Modus der One shot und bei Nikon der AF-S Modus.
 
Am Besten eignet sich dieser Modus für Porträtaufnahmen, sofern sich das Motiv zwischen Scharfstellen und Auslösen nicht bewegt.
 

Schärfenachführung

Nur Schärfepriorität würdest du beim Fotografieren schnell an die Grenzen stossen. Vor allem Sportfotografen würden damit überwiegend Ausschuss produzieren. Deshalb gibt es einen weiteren Modus. Dieser ist die Schärfenachführung. Dabei wird die Schärfe ständig an das Motiv angepasst. Damit werden eventuelle Bewegungen kompensiert. In diesem Modus löst die Kamera auch aus, wenn die optimale Schärfe des Bildes noch nicht gegeben ist. Das ist vor allem bei Serienaufnahmen zu beobachten. Dann ist es auch nicht unbedingt dramatisch, wenn mal eine Aufnahme nicht ganz scharf ist.
Aber wie so oft ist dann das Unscharfe, meist das Foto, das du letztendlich eigentlich haben wolltest.
 
Bei Canon: AI Servo
Bei Nikon: AF-C
 
Mischung aus Schärfepriorität und Schärfenachführung
Natürlich gibt es auch bei den Modi noch die unvermeidliche Hybrid-Lösung. Nämlich den, der automatisch erkennt (oder auch nicht), ob Schärfenpriorität oder Schärfenachführung benötigt wird.
 
Das ist dann bei Canon der AI-Focus bei Nikon der AF-A
 
 

Schärfe: Alles eine Frage des richtigen Feldes?

Der Autofokus deiner Digitalkamera ermöglicht dir in der Regel festzulegen, welchen Bildbereich du scharf stellen willst.
Quasi auf den Punkt genau. Eventuell sind die die roten oder grünen Punkte, Kästchen oder Pfeile in deinem Sucher schon einmal aufgefallen, die von Zeit zu Zeit kurz aufblinken. Dort wird scharf gestellt.
 
Bei Porträts sind die Augen wichtig. Auf sie solltest du zum Beispiel scharf stellen. Nur müssen die ja nicht immer in der Bildmitte sein. Sie können rechts, links, nach oben oder nach unten verschoben sein.
Also schiebst du die Schärfepunkte dahin.
 
Bei meiner 5D habe ich festgestellt, dass der Live-View dieser Bereich deutlich grösser ist als der im optischen Sucher. Ich vermute, das liegt am Unterschied zwischen Phasen- und Kontrasterkennung.
 
Was aber machst du, wenn der gewünschte Schärfebereich mal gerade so ausserhalb der Reichweite meiner Schärfepunkte und Felder liegt?
Dann nimmst du den Mittleren oder den, der deinem Motiv am nächsten liegt. Du fokussierst mit diesem, indem du den Auslöser halb drückst und gehst dann mit gedrücktem Auslöser in den Ausschnitt, den du haben willst.
 
Das funktioniert gut bei beschlossener Blende, bei geöffneter Blende kann es aber zu Unschärfen kommen, da sich dann evt der Abstand zum Objekt verändert.
 

Die Königsklasse: Von Hand scharf stellen

Meist aber nicht immer kommst du mit dem Autofokus ans Ziel.
Schwierig ist der Autofokus bei Nacht- oder bei Landschhaftsaufnahmen.
Dann heisst es ganz Old-School selbst Hand anlegen.
Zunächst einmal solltest du bei optischen Suchern sicher stellen, daß die Dioptrienkorrektur richtig eingestellt hast.
Die aktuellen optischen Sucher sind für manuelle Fokussierung nicht optimiert. Deshalb arbeite ich in diesen Fall lieber nit dem Live-View und einem Stativ. Mit ihm kannst du in die Bildansicht einzoomen und dann mit dem Schärfering die korrekte Einstellung vor nehmen.
Zwar kann man bei manchen Kameras den Autofokus manuell korrigieren, dieser kann aber durch das Auslösen wieder verändert werden, deshalb sollte deshalb vorher von Autofokus auf manuellen Fokus umgestellt werden. Dazu gibt es meist einen Knopf oder Hebel auf dem AF bzw MF steht.
 
In Venedig habe ich vor ein paar Wochen einen Fotografen beobachtet, der die Schärfe auf dem Display noch mittels Lupe nachkontrolliert hat.
 

Fokus Peaking

Ein weiteres Hilfsmittel für das manuelle Scharfstellen ist das Focus Peaking. Sicher kennst du die Überbelichtungswarnung deiner Kamera. Das Zebramuster, das dir anzeigt, wo das Bild wegen Überbelichtung ausfrisst. Eine ähnliche Warnung gibt es auch bei Unschärfe. Diese nennt man Fokus Peaking. Funktioniert nur bei Live-View oder spiegellosen Kameras.

 

Fokus Stacking

Ist eine Nachbearbeitungstechnik. Serienaufnahmen mit unterschiedlichen Schärfebereichen werden zusammen montiert, um die Schärfentiefe zu erweitern. Meist findet diese Technik in der Makrofotografie Anwendung. In der „normalen“ Fotografie ist der umgekehrte Weg deutlich einfacher. Das Bild wird mit möglichst kleiner Blendenöffnung aufgenommen und dann in der Nachbearbeitung mit Hilfe einer Maske ein Bokeh hinzu gefügt.
 
 
 
Machs Scharf – So machst du echt scharfe Fotos Episode VII

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

×

Hallo, du kannst uns jetzt auch mit WhatsApp kontaktieren. Lies bitte vorher unsere Datenschutzerklärung

Es Freut mich, dass du dich für unsere Fotoerlebnisse interessierst. Hast du eine Frage zu unseren Fotoworkshops, Fotokursen oder Fotoreisen? Wir beantworten dir diese gerne.

× Hallo! Hast du eine Frage zu unseren Fotoerlebnissen? ;)