Neee – ein 9 to 5 Job? Das ist nix für mich.
Banker und Industriekaufmann stand auf dem Monitor zu lesen.
Das war das, was der Computer im Berufserkundungscenter des Arbeitsamts für mich ausgespuckt hatte.
Ich nahm einige der Bücher und Prospekte und blätterte lustlos darin.
„Erzieher! Schon besser. Aber immer noch nicht das Richtige.“
„Die reinste Zeitverschwendung,“ dachte ich mir.
„Du willst Fotograf werden?“ fragte mich der alte Fotografenmeister. „Dann mach nur mal vorher noch das Abitur. Das ist schon ganz gut.“
„Abi? Auch noch? Puh.“ Irgendwo hatte ich doch gelesen, dass eigentlich ein Hauptschulabschluss für die Ausbildung reichen würde. Ich hatte genug von der Schule.
„Es gibt zu viele Bewerber. Nur mit Abitur hast du eine Chance,“ meinte er.
„Kein vernünftiges Gehalt während der Ausbildung, dann kann ich ja gleich Fotografie studieren,“ dachte ich mir.
„Das schaffst du eh nicht.“
„Aber probieren kann ich es ja,“ antworte ich und startete den Motor. Ich machte mich auf den Weg nach Würzburg, um meine Bewerbungsmappe bei der Hochschule abzugeben.
Dann hieß es warten. Wochen. Ich ging weiter zum Dienst. Es gab noch die Wehrpflicht.
„Ist Post für mich gekommen?“ Es war mein letzter Tag bei der Bundeswehr. Ich stand an einem Münztelefon in einer Kneipe und platzte beinahe vor Neugier. Meine ehemaligen Kameraden grölten und johlten. Die Stimme am anderen Ende der Leitung war schlecht zu verstehen.
„Ja aber ich traue mich nicht, den Brief aufzumachen. Er ist von der Hochschule.“
„Mach schon auf…“
„Wieso wollen Sie hier studieren?“ fragte mich der Professor, der die Prüfungskommission leitete.
„Ich kann und will nichts anderes!“ entgegnete ich ihm.
„Sie haben eine Kampagne mit einem Schneemann im Sommer entwickelt, wie würden Sie diese umsetzen?“ fragte er als Nächstes. „Ich käme nicht auf so eine Idee,“ antwortete ich.
Wieder warten.
Saint Gildas de Rhuys, Frankreich:
Regentropfen klopften laut auf die Dachluke. Es war halb elf. Es regnete jeden Tag um diese Uhrzeit.
„Nein, es ist noch keine Post für dich gekommen.“
So ging es Tage.
La Rochelle, Frankreich:
„BUMMS!“ Die Tür war mitten in meinem Gesicht gelandet. Sowas aber auch. Die Telefonzellen in Frankreich hatten im Gegensatz zu denen in Deutschland zwei Türen. Sie schwangen verbunden durch eine Mechanik auf, wenn man an einer zog. Ich griff nach der Sprechmuschel. „Sie sind zum Studium zugelassen,“ hörte ich meine Schwester vorlesen.
„Ich hätte dich ja gefragt, wie die Prüfung bei dir gelaufen ist aber ich versteh dich ja nicht,“ begrüßte mich Silke am ersten Tag an der Hochschule.
„Ich will nur zeichnen und fotografieren lernen,“ sagte ich zu meinem Dozenten.
„Heutzutage sind die Berufs-Chancen als Fotograf nicht besonders gut. Als Illustrator musst du außerordentlich sein, wenn du Geld verdienen willst. Anders sieht es in einer Werbeagentur aus.“
„Wir haben uns die Zusammenarbeit anders vorgestellt,“ eröffnete mir mein Chef, als er mir am letzten Tag meiner Probezeit kündigte. Er hatte mich gelinkt und dadurch viel Geld gespart.
„Nutz die Gelegenheit, was Anderes zu tun. Das, was DU willst!“ riet mir mir eine Freundin, der ich mein Leid geklagt hatte.
Also zurück zur Fotografie – Reisen und Fotografieren.
„Wir brauchen keinen Hochzeitsfotografen, das macht mein Onkel,“ erklärte mir eine Braut beim Facebook-Chat.
Damit war auch klar, mit was ich künftig mein Geld verdiene.